Dienstag, 21. Januar 2014

Novag Expert Evolution

Die Firma NOVAG zählt zum Urgestein der Schachcomputergeschichte. In den ersten Jahren produzierten sie lediglich Schachcomputer für den Massenbedarf, doch mit Einstieg von Dave Kittinger als Programmierer positionierte man sich auch im gehobenen Preissegment.

Prototyp XY-Monster
Mit dem Savant und Robot schuf man zwar preisgekrönte Designobjekte, doch die Verkaufszahlen waren eher gering. Anfang der 80er Jahre begann der Siegeszug der Schachcomputer im Holzgewand mit Magnetsensoren, die ein komfortables Spiel gegen den Computer ermöglichten. Erst ab Mitte der 80er Jahre sollte sich NOVAG hier eines besseren besinnen. Auf der Nürnberger Spielwarenmesse 1985 präsentierte man einen Prototypen namens "XY-Monster" - später auch Blitzmonster getauft. Wie auf dem Foto gut zu sehen, hatte dieser noch Rand-LEDs und ein kleines Display. In Blitzpartien auf der Messe sorgte es für Furore, indem es sogar GM Hort lange Paroli bot - siehe nebenstehende Notation.

Ende 1985 wurde aus dem Prototypen ein heutiger Klassiker - der Constellation Expert. Ein wunderschönes Holzbrett mit 64 Feld LEDs und Magnetsensoren. Innen mit 4 MHz (später auch 5 MHz) getaktet und einem verbesserten Super Constellation-Programm, welches auch den schönen, spekulativen PSH-Stil zelebrierte. Einziges Manko: ein Display fehlte! Stattdessen konnte man die Stellungsbewertung + Hauptvariante über den seitlich ansteckbaren Drucker auswerfen. Über A5-A8 LEDs ließ sich zusätzlich die Rechentiefe anzeigen; eine nette Idee.


Super Expert C 6 MHz
Bis nur nächsten Evolutionsstufe sollten ein paar Jahre vergehen, bis Novag Anfang 1988 den Super Expert auf den Markt brachte. Die ersten Versionen waren umgebaute Expert - leicht zu erkennen an der neben dem Spielfeld aufgeklebten Folie im Holzdekor. Optisch misslungen! Umso erfreulicher das nun verbaute 16-stellige Punktmatrixdisplay und eine bis heute unerreichte Anzahl von "Features". Man fühlte sich als Herr der (Bedien-)Knöpfe!

Etwa mit Veröffentlichung der B-Version, ca. Mitte 1989, hatte Novag eine etwas vergrößerte Variante des Super Expert hergestellt. Nun endlich mit schönerem Bedienfeld aus Holz und teilweise neuer Tastenbelegung. Die Spielstärke der "B" und später auch der "C"-Version lag rund 100 ELO höher, wobei der verbaute 6 MHz Quartz (gegenüber 5 MHz) seinen Teil dazu beitrug. Mit einer variablen Selektivität von 0-7, konnte Novag verlorenes Terrain wieder wett machen - Suchtiefe war das Zauberwort.

Mit der C-Version waren die Tage der 8-Bitter gezählt. Unter dem Namen Novag Diablo wurde das Gehäuse des Super Expert mit einem 16-Bit Programm von Kittinger und Hash Tables bestückt, jedoch ohne durchschlagenden Erfolg. Die anderen Hersteller setzten mittlerweile 32 Bit und RISC Prozessoren ein, weshalb der Diablo selten über den Ladentisch ging und heute ein gefragtes Sammlermodell ist.

Zum Abschluss eine Partie des ersten Expert gegen den Super Expert C6: folgt!!

Sonntag, 19. Januar 2014

Ein Superstar in Leiden

Im Turniersaal
30. November 2013: Morgens um kurz nach 6 Uhr mache ich mich auf zu meiner ersten Turnierteilnahme in Leiden beim 27. Gebruikerstoernooi mit einer ELO Grenze bis 1700. In Tilburg treffe ich mich mit dem bekannten Sammler und Schachcomputerliteraten Hein Veldhuis. Er geht mit dem Fidelity Super 9 an den Start.

Pünktlich treffen wir im Denksportcentrum Leiden ein. Mehrere Turniersäle stehen hier zur Verfügung für Schach, Backgammon, Dame, Bridge & Co. inklusive einer kleinen Bewirtung mit Getränken, diversen Broodjes oder auch Hamburgern. Sowas wünscht man sich hierzulande für die Schachklubs, statt der meist kleinen Kammern in Gasthäusern.

Alle Schachcomputer werden ausgepackt, wobei es natürlich einiges zu bestaunen gibt. Zunächst das aktuelle Non-plus-Ultra, den Revelation II von Ruud Martin. Desweiteren einen selbstgebauten Schachcomputer in Turniergröße, der optisch an den Fidelity Prestige erinnert. Eingebaute Hardware: Eine Platine mit 68040 Prozessor und der Version 10 von den Spracklens. Diese Stücke spielen natürlich nicht mit im Turnier, da einer ganz anderen ELO-Klasse zugehörig.

Auffälligste Teilnehmer im U1700-Turnier:
Dagegen wirkt mein SciSys Superstar 36K eher unscheinbar. Der 36K wurde nur in einem kurzen Zeitraum 1984 verkauft, ist deshalb selten anzutreffen. Auch sind nur wenige gespielte Partien von ihm bekannt, was es für mich umso interessanter macht ihn im Turnier einzusetzen. Gleich in der 1. Runde treffe ich auf Hans mit seinem Prestige I.

SciSys Superstar 36K
1. Runde: Zunächst muss ich mich an eine Eigenheit der Turniere in Leiden gewöhnen; es wird mit Schachuhr gespielt! Dies bietet einen zusätzlichen Spannungseffekt, aber anfangs vergesse ich häufiger diese rechtzeitig zu betätigen und gerate ca. 5 Minuten in Nachteil. Prestige leistet sich in der Eröffnung einen Lapsus, weil er keine Zugumstellung beherrscht. Im Damengambit versucht er den Bauern zu halten, danach steht der Superstar lange gut, erreicht aber nichts. Das Endspiel endet in einem Blitzduell, die Spielstufe mittlerweile auf 5 Sek/Zug gestellt. Prestige gewinnt einen Bauern und am Ende auch die Partie.

2. Runde: Mit Schwarz gegen Olafs Alexandra. Der Superstar 36K eröffnet spektakulär mit Wolga-Benkö-Gambit und bleibt bis zum 7ten Zug in der Bibliothek. Überhaupt muss ich sagen, dass die gespeicherten Eröffnungen oft sehr gut zum Stil des Superstar passen. Allerdings greift er in dieser Gambiteröffnung mit dem ersten berechneten Zug daneben. Die Verwicklungen sind für beide Computer zu unübersichtlich und nach einem großen Abtausch bis ins Endspiel fehlt Alexandra ein entscheidendes Tempo, um den Th1 zu aktivieren. Das langt zum Sieg für Superstar 36K.

3. Runde: Gegen den CXG Chess 3000 erspielt sich der Superstar mit Weiß im Mittelspiel einen klaren Vorteil, doch das Zeitmanagement macht ihm erneut einen Strich durch die Rechnung. Ab dem ca. 50. Zug muss ich auf Blitzstufe umstellen und im 67. Zug wirft er mit einem Patzer die Partie weg - schade!

4. Runde: Superstar 36K gegen das Ungetüm Novag Robot, bedient von Henk. Wir spielen ohne Uhr, da die Ausführung der Züge mit Greifarm den Robot doch arg benachteiligen würde. Obwohl der Robot bereits im 2ten Zug aus der Bibliothek fliegt, hält er sich bis ins Mittelspiel gut, um dann in eine Mattfalle zu laufen.

Turniersieger Hans mit Maskottchen;-)
5. Runde: In der letzten Partie gibt es ein Bruderduell gegen den SciSys Astral, ein weiteres Programm von Julio Kaplan. Bis zum 11ten Zug bleiben beide in der Bibliothek, danach aktiviert der Superstar seine Dame, nistet sich in der gegnerischen Stellung mit einem Freibauern auf D3 ein. Doch er schafft es nicht dies in einen entscheidenden Vorteil zu münzen, bis der Astral seine Grundreihe vernachlässigt - der Freibauer rennt zur Dame.

Alle Partien zum Nachspielen befinden sich HIER!
Weitere Fotos auf der Seite des CSVN.

Das Turnier hat allen Beteiligten viel Spaß gemacht und es wird nicht die letzte Teilnahme sein. Vielen Dank an alle für die netten Gespräche.

Der nächste Termin wird ca. Mai/Juni 2014 sein.

Die Abschlusstabelle lautet:



Rank
NameFlagsScoreFed.M/FRatingTPRW-WeBHSB12345
1 Prestige 14.5M00014.512.751½111
2 Phantom Force3.5M00013.58.251½½1½
3CXG Enterprise3.5M00013.57.251101½
4 CXG 30003.0M00012.06.0½½101
5 SciSys Superstar 36K3.0M00011.03.501011
6 Super 92.5M00015.56.5½1½0½
7 CXG Professor2.5M00011.55.75½½01½
8 Sargon 42.0M00016.04.510100
9 Astral2.0M00011.03.25½0½10
10 SciSys Turbo S-24K2.0M0008.02.001½0½
11 Excalibur Alexandra1.0M00011.01.2500½0½
12 Novag Robot Adversary0.5M00012.50.500½00